Cemile Sahin • Foto: Paul Niedermayer

MK:

Habibi goes Werkraum x Cemile Sahin

Szenische Lesung aus dem Roman „ALLE HUNDE STERBEN“ & Filmvorführung „BIHAR“, anschließend Artist Talk mit Cemile Sahin
moderiert von Fatima Khan

 Werkraum
 19.6.2024
 ca. 2 Stunden 30 Minuten, eine Pause
 Szenische Lesung: deutsch / Film: OmU (mit englischen Untertiteln)
 In den präsentierten Arbeiten gibt es Schilderungen von (Polizei-)Gewalt und Folter.
 Mindestalter 16 Jahre empfohlen
 Werkraum
 19.6.2024
 ca. 2 Stunden 30 Minuten, eine Pause
 Szenische Lesung: deutsch / Film: OmU (mit englischen Untertiteln)
 In den präsentierten Arbeiten gibt es Schilderungen von (Polizei-)Gewalt und Folter.
 Mindestalter 16 Jahre empfohlen

Das Team des Habibi Kiosk präsentiert Arbeiten der vielfach ausgezeichneten Künstlerin, Autorin und Filmemacherin Cemile Sahin im Werkraum der Kammerspiele: Zum ersten Mal ist Sahins Roman „ALLE HUNDE STERBEN“ szenisch gelesen auf einer Bühne zu erleben. Außerdem zeigen wir die Münchner Premiere ihres Spielfilms „BIHAR“ (kurdisch: Frühling; 2022, 43 Min.). Daran anschließend findet ein Artist Talk mit der Künstlerin statt, moderiert von Fatima Khan.

Cemile Sahin arbeitet mit den Medien Film, Fotografie, Skulptur und Literatur. In ihrem Schaffen sind Wort und Bild untrennbar miteinander verbunden. Dabei interessiert sie insbesondere, wie Geschichtsschreibung funktioniert und wie Bilder und Medien genutzt werden, um zu instrumentalisieren und zu manipulieren. Die Erzählweise ihres Werks greift auf ein episodisches Erzählformat zurück, das die Betrachter*innen oft zu unerwarteten Erkenntnissen mitreißt. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich zudem ausführlich mit Formen und Darstellungen von (Staats-)Gewalt, unter anderem in ihren Romanen „TAXI“ (2019) und „ALLE HUNDE STERBEN“ (2020).

In ALLE HUNDE STERBEN erzählt Cemile Sahin in neun Episoden von neun Menschen, die ihr Exil in einem Hochhaus im Westen der Türkei finden. Sie alle haben Folter, Gewalt und Verschleppung durch Einheiten der türkischen Armee und der Polizei erlebt. Darunter: Eine Mutter, die ihren toten Sohn auf einen Pick-up lädt. Eine Frau, die angekettet in einer Hundehütte gehalten wird. Während sie von ihrer Flucht berichten, holt sie der systematische Terror des türkischen Militärs wieder ein.

BIHAR (kurdisch: Frühling) ist der erste Teil der vierteiligen Spielfilmreihe „Vier Balladen für meinen Vater“ von Cemile Sahin. Ein Hauptmotiv ist Wasser, insbesondere die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen des GAP-Staudammprojekts am Oberlauf von Euphrat und Tigris in den kurdischen Gebieten der Türkei. Für die Nachbarländer Syrien und Irak ist das GAP-Projekt zu einer ernsthaften Bedrohung geworden. Der Film erzählt das Thema anhand einer fiktiven Geschichte einer kurdischen Familie, deren Heimat durch ein türkisches Staudammprojekt überflutet wurde und deren Mitglieder zwischen Istanbul, Paris und in Transit verstreut sind. In einer Vignette nach der anderen lernen wir Mitglieder der Familie und Ausschnitte aus ihrem Leben kennen, die alle ihre Verbindung zum vermissten Ehemann, Freund und Vater Hassan eint.

Die Erzählung bedient sich verschiedener Genres und vereint Dokumentarfilm, Politthriller, und Film Noir sowie Melodrama und Telenovela zu einem Film, der trotz der Auseinandersetzung mit struktureller Gewalt über Witz und Leichtigkeit verfügt. Fakt und Fiktion sind dabei — wie so oft in Sahins Werken — nicht immer voneinander zu unterscheiden.

„Realität funktioniert in diesem Land nur über Gewalt, sagt Cemile Sahin. Hilft es, die Gewalt darstellbar zu machen? Nein, sagt sie; sie versucht es trotzdem. Und genauer hat es noch kaum jemand geschafft.“ Klaus Theweleit

  • Technische Produktionsleitung Klaus Möbius
  • Bühnenmeister Josef Hofmann
  • Ton Paolo Mariangeli
  • Video Dirk Windloff
  • Maske Elvira Liesenfeld
  • Requisite Daniel Bittner
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Pressestimmen

Die Entschiedenheit, Klarheit, Härte und Sicherheit im Ton von Cemile Sahin ist eine Wucht.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung • 16.10.20