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Lübeck ’96: Kein Schlussstrich!

Erinnern, Aufklären, Kämpfen!
Mit Jiréh Emanuel, Richelle Agonglovi, Stefan Okuagbe Miekeledo

Musikalische Live-Acts: JIREH und Kokonelle

 Habibi Kiosk
 19.11.2023
 ca. 2 Stunden
 Kostenfrei
 Habibi Kiosk
 19.11.2023
 ca. 2 Stunden
 Kostenfrei

Der Lübecker Brandanschlag von 1996 steht für eine schmerzhafte Realität – rechte Gewalt gegen Migrant*innen und Geflüchtete in Deutschland. Er war ein Angriff auf Menschen, die auf der Flucht vor Verfolgung und Unsicherheit Zuflucht suchten. Der Anschlag führte zu Todesopfern und schweren Verletzungen, die tiefe Narben in den Herzen der Opferfamilien hinterließen.

Am 19. November kommen wir im Habibi Kiosk mit Angehörigen zusammen, um der Opfer des Lübecker Brandanschlags von 1996 und allen Opfern rechter Gewalt, insbesondere Migrant*innen und Geflüchteten, zu gedenken, unseren gemeinsamen Widerstand zu stärken und den Blick auf die Notwendigkeit der Aufklärung und des entschiedenen Kampfes gegen rechte Gewalt zu lenken. Neben einem Impulsvortrag von Jiréh Emanuel (Noirsociety) zum Lübecker Brandanschlag 1996 und einem Gespräch mit Angehörigen des Anschlags über ihre Erfahrungen, ihren Verlust und ihr Engagement für Aufklärung, gibt es zwei musikalische Live-Acts, die sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit Rassismus aber auch mit Empowerment für von Rassismus Betroffene beschäftigen. Im Anschluss an das Programm möchten wir noch im Habibi Kiosk beisammen sein, um uns auszutauschen und zu vernetzen.

Die Veranstaltung wird von der Initiative Noirsociety und dem Habibi Kiosk in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Panafrikanismus und der Rosa Luxemburg Stiftung/ Kurt Eisner Verein im Rahmen des Projekts Kein Schlussstrich! präsentiert.

Zu den sprechenden Angehörigen:

Richelle Agonglovi, der Sohn von Marie Agonglovi, überlebte den tragischen Brandanschlag vom 18.1.1996 in Lübeck, bei dem 10 Menschen ums Leben kamen. Die Nacht des Brandanschlags begann für ihn wie jede andere Nacht. Als das Feuer ausbrach und der Schrei „Feuer, Feuer“ ertönte, reagierte er mutig und entschlossen. Nachdem er den Alarm gehört hatte, half er seiner Mutter und Geschwistern, sich zum Fenster zu begeben, um auf die Feuerwehr zu warten. Doch die Feuerwehr traf nicht rechtzeitig ein, und die Flammen breiteten sich aus. In einer verzweifelten Situation und von Rauch umgeben, warf er sich aus dem Fenster, um sein Leben zu retten. Glücklicherweise überlebte die Familie, der Brandanschlag veränderte Richelles Leben und das seiner Familie aber für immer.

Stefan Miekeledo Okuagbe zog im Alter von 15 Jahren nach Lübeck und wurde mit 18 Jahren Mitbewohner in der Hafenstraße 56, wo er in einer Wohngemeinschaft lebte. Am Tag des Lübecker Brandanschlags befand sich Stefan zufällig in München. Während dieser Zeit wurde er von der Polizei kontaktiert und erfuhr, dass seine Ziehmutter Marie, die ebenfalls im selben Haus lebte, sowie seine Ziehgeschwister nur knapp dem Tod entkommen waren. Stefan war nicht nur ein Zeuge des tragischen Vorfalls, sondern auch ein engagierter Unterstützer und Aktivist. Während der folgenden rechtlichen Verfahren besuchte er die meisten Gerichtsverhandlungen und wurde mehrfach als Zeuge befragt. Seine tiefe Verbundenheit mit den Betroffenen und sein Engagement für Gerechtigkeit und Solidarität sind inspirierend und haben einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung des Lübecker Brandanschlags geleistet.

Künstler*innen des Abends:

Jiréh Emanuel, bekannt als JIREH, ist ein vielseitiger Künstler, Community-Organisator und Kunststudent an der Akademie der bildenden Künste in München. Sein Engagement in der Schwarzen Community, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, ist beeindruckend. Er setzt sich leidenschaftlich für die Gleichstellung afrikanisch-stämmiger und Schwarzer Menschen in der Diaspora und in Afrika ein. Jiréh ist nicht nur ein Künstler, sondern auch ein engagiertes Vorstandsmitglied bei zwei wichtigen Organisationen: dem Netzwerk Münchner Migrantenorganisationen Morgen e.V. und dem Arbeitskreis Panafrikanismus München e.V. Seine Beteiligung an diesen Organisationen unterstreicht sein Streben nach sozialer Gerechtigkeit und Gleichstellung.

Kokonelle, alias Kharis Ikoko, ist eine Sängerin, Rapperin und Songwriterin aus Kinshasa, die mit ihrer Musik kulturelle und sprachliche Vielfalt feiert. In ihren Songs, die Elemente von Hip-Hop, RnB, Afro und Soul vereinen, singt sie auf Englisch, Lingala, Französisch und Deutsch. Sie ist mehr als eine Musikerin; sie ist eine Botschafterin für Empowerment und kulturelle Diversität. Kokonelle sagt: „Ich spreche empowernde Worte aus, die ich gerne gehört hätte, und die vielleicht auch andere Schwarze Frauen gerne hören würden.“ Seit ihrer Jugend steht sie auf der Bühne und hat sich international einen Platz in der Musikszene erarbeitet. Kokonelle ist die Stimme des Empowerments und der kulturellen Vielfalt, die die Welt durch ihre einzigartige Musik bereichert.

Kein Schlussstrich!
Auf Initiative von Jonas Zipf, damaliger Werkleiter von JenaKultur in enger Zusammenarbeit mit der Kuratorin Ayşe Güleç, den Dramaturgen Tunçay Kulaoğlu und Simon Meienreis sowie dem Soziologen Matthias Quent hat sich 2021 ein Kooperationsnetz von Theatern und Institutionen aus 15 Städten zusammengeschlossen, um gemeinsam das interdisziplinäre Theaterprojekt Kein Schlussstrich! zu realisieren – mit dem Anliegen, die Taten und Hintergründe des NSU künstlerisch zu thematisieren. Seitdem findet die Kooperation jährlich statt und nimmt neben dem NSU-Komplex mittlerweile weitere rechtsterroristische, rassistische Kontinuitäten in den Blick. Mit Inszenierungen, Ausstellungen, Konzerten und musikalischen Interventionen im öffentlichen Raum, Lesungen, Diskussionen, Workshops u.v.m. möchte Kein Schlussstrich! die Perspektiven der Familien der Opfer und (post-)migrantischen Communities in den Fokus der Öffentlichkeit bringen und die Auseinandersetzung mit dem institutionellen und strukturellen Rassismus in unserer Gesellschaft anregen. So möchte das Projekt auch an die Geschehnisse und Folgen der Anschläge in Halle, Hanau und Kassel sowie weiterer rechtsterroristischer, rassistischer Anschläge erinnern.

Noirsociety, Arbeitskreis Panafrikanismus, Rosa Luxemburg Stiftung/ Kurt Eisner Verein. Die Veranstaltung findet im Rahmen von Kein Schlussstrich! statt.
  • Musikalische Live-Acts JIREH und Kokonelle