Sarah Diehl: „Die Uhr, die nicht tickt“

„Wenn meine biologische Uhr mir etwas sagt, dann, dass ich im besten Alter bin, dieses Buch zu schreiben.“

Immer mehr Frauen bleiben freiwillig kinderlos, nicht nur in Deutschland. Aber das Reden über die biologische Uhr ist so allgegenwärtig, dass Frauen sich selbst misstrauen, wenn sie die Uhr nicht ticken hören. Sie zweifeln ihre eigene Entscheidungsfähigkeit an, weil ihnen vermittelt wird, dass sie etwas anderes wollen müssen.

Geht es ums Kinderkriegen, wird unbeirrt festgehalten an der Vorstellung vom angeborenen „Mutterinstinkt“ und an der Idee vom allein selig machenden Glück der Kleinfamilie. Politik und Gesellschaft bauen demografische und biologistische Schreckgespenster auf, um an alten Familienkonzepten und Geschlechterhierarchien festhalten zu können. Kein Kind zu wollen, gilt als unnatürlich, egoistisch oder feige. Sarah Diehl, selbst kinderlos, hat weiblich sozialisierte Menschen interviewt, die freiwillig keine Eltern sind. Sie hat erfahren, dass die Gründe vielfältig sind, Egoismus oder Narzissmus gehören nicht dazu.

Sarah Diehl leistet eine Analyse, wie das schlechte Image der kinderlosen Frau als Druckmittel zur unbezahlten care-Arbeit aufgebaut wird. Ihr Buch ist das überfällige Plädoyer für eine vorurteilsfreie und zeitgemäße Einstellung zu weiblich gelesener Identität und für neue Konzepte des solidarischen Zusammenlebens.

An diesem Abend wird Sarah Diehl im Habibi Kiosk aus ihrem Buch lesen und mit Tanïa Bloch und Sandra Lüders darüber und über ihre Arbeit im Allgemeinen sprechen.

Anmerkung:

Selbstverständlich können nicht nur Menschen schwanger werden, die sich als Frauen identifizieren. Sarah Diehl befasst sich kritisch mit Rollenbildern, die alle weiblich sozialisierten und weiblich gelesenen Menschen betreffen. Wir freuen uns für die Veranstaltung auf einen Austausch mit euch allen.

Sarah Diehl

Foto: Ivo Mayer

Tanïa Bloch

Foto: Johanna Lohr

Sandra Lüders

Foto: Andreas Gregor

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