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MK:

Kling Kling

Kling, kling, schönes Ding! Wie mir doch die Welt gefällt! Nur ich gefalle keinem mehr. Keiner dreht sich mehr nach mir um. Für keinen bin ich die ganze Welt, nicht einmal im Format einer schmalen Geldbörse. Andre müssen ab jetzt die Welt kleinkriegen, ich bin schon zu schwach dafür. Ich verstehe es nicht, aber ich kann sagen, daß offenbar in der Vorstellung mancher jedes Element sein eigenes Ding macht, und Sie lassen es geschehen, dieser Baum da fällt und der dort auch, es ist in allen, daß sie fallen. Die Natur ist etwas Geschaffenes, darauf kommt es schließlich an. Man kann alles mit ihr machen, was man will. Es muß nur noch geordnet und zur Übereinstimmung mit den Menschen gebracht werden, die aber eine andre Natur und was andres schaffen wollen. Da die Menschen sich nicht ändern, muß sich also die Natur ändern, schleunigst, wir müssen das nicht, weil wir es nicht können. Das unterscheidet uns voneinander. Das ist unsre Natur. Keiner will sich ändern, der andre dort drüben soll es tun. Wir werden dann ganz für ihn da sein, wenn er sich selbst nachweint. Wenn die Natur sich nicht ändert, werden wir an ihrer Stelle der Reihe nach angeordnet, wie die Sprossen einer Leiter. Ein Oben und Unten muß es jedenfalls geben. Unsre Ordnung heißt Unterordnung.

– Elfriede Jelinek, „Asche“